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Viele Ideen entwickeln

Ungewohntes denken und tun

Verschieden denken lernen

Wir betrachten die Realität nicht nur durch eine Brille, sondern durch 10 oder 20 übereinanderliegende. Wir werden uns mit der Provokation unserer Wahrnehmung beschäftigen und versuchen, diese Brillen zu beeinflussen, auszutauschen oder wegzunehmen.

Unser bewusstes Denken beruht auf Analysen und Urteilen. Es existieren viele exzellente Techniken, um Bestehendes zu verstehen, aber nur wenige, um bewusst Neues zu gestalten. Sie regen das Gehirn an und durchbrechen normale Denkmuster. Denkwege mit einer geringeren Reibung sind für ein effizientes Handeln wichtig, gewohnte Schritte für sicheres Handeln. Für kreative Prozesse sind sie hinderlich. Daher gilt: Kreativitätsmuskel aufwärmen.

Kreatives Denken, also die Fähigkeit sich etwas Neues vorzustellen, wird als eine Kernkompetenz in der öffentlichen Verwaltung benötigt. Nur so kann auf neue und komplexe Herausforderungen reagiert werden. Diese Art und Weise zu Arbeiten wird stellenweise anstrengend, führt aber schon kurzfristig zu freudigen Überraschungen und langfristig zu kreativen und nachhaltigen Strategien.

Eine Denksportaufgabe zur Einstimmung:

Wie können die folgenden 9 Punkte mit maximal vier geraden Linien verbunden werden, ohne den Stift dabei abzusetzen? Malen Sie die Punkte auf ein Blatt Papier und probieren Sie es gern mehrmals.

Kreativität üben

Kreativität kann geübt werden – am besten zusammen. Die Kunst besteht darin, unterschiedliche Perspektiven der Anderen schon bei der Suche nach einer neuen Idee einzubinden. Deshalb ist es in dieser Etappe unerlässlich, auf die Gedanken der anderen aufzubauen und sie kooperativ weiterzuentwickeln. Mit dem Kreativen Radschlag und dem Ideen-Generator entsteht etwas, das sich niemand allein hätte ausdenken können.

Kreativitätsmuskel aufwärmen

Methode
Kreativitätsmuskel aufwärmen

Was und wofür?

Aufwärmübungen (Warm-ups) sind kurze Einheiten von fünf bis maximal 15 Minuten, die Teams spielerisch unterstützen, bestimmte Arbeitshaltungen einzunehmen. Kreativitäts-Warm-ups sind besonders vor der Ideengenerierung geeignet, weil sie zu wilden und verrückten Ideen ermutigen. So kann sich das Team darauf vorbereiten, den inneren Zensor auszuschalten und Mut für außergewöhnliche Ideen zu sammeln.

Mehrwert

Kreativitäts-Warm-ups bauen Barrieren ab, fördern das Einfühlungsvermögen und schweißen Teams zusammen. Sie sind leicht umzusetzen und können in fast jeder Raumsituation für verschiedenste Arbeitsformate eingesetzt werden. Sie fördern das outside-of-the-box-Denken in Teams, weil die Phantasie jeder einzelnen Person angeregt und auch der Körper dabei aktiviert wird.


Nicht die Wirtschaftskrise, sondern unsere Art zu denken ist das Problem, behauptet Kreativitätsforscher Edward de Bono. Wer neue Ideen entwickeln will, muss methodisch vorgehen. Sein Credo: Umdenken gelingt nur durch Provokation.

Kreativitätsmuskel aufwärmen

Arbeitsblatt

5 – 15 Minuten je Übung

Vorgehen

  1. Warm-up Methoden 30 Kreise und Kreatives Aikido gezielt, z.B. kurz vor der Ideenentwicklung, einsetzen.

  2. Auf die Agenda setzen und zeitlich einschränken. Aufwärmübungen bei der Agendaplanung berücksichtigen und kurz halten. Die zeitliche Einschränkung hilft den inneren Zensor auszuschalten, wodurch die kreativen Ideen ungehindert fließen können.

  3. In der Komfortzone bleiben. Aufwärmübungen wählen, die gute Laune verbreitet. Nur wenn wir uns selbst wohl fühlen, können wir dafür sorgen, dass es der Gruppe auch gut geht.

  4. Eine sichere Atmosphäre schaffen und Spaß haben. Bei Warm-ups gibt es kein Richtig oder Falsch. Mit gutem Beispiel voran gehen und eine wertfreie Stimmung schaffen.

  5. Reflektieren lassen. Warm-ups sind keine Spiel-Veranstaltungen. Abschließend den Teilnehmer:innen den Sinn einer jeden Übung erläutern und zu einer kurzen Reflexion einladen.

Wie die schlummernde Kreativität eines Teams geweckt und kollaboratives Denken gefördert werden kann, zeigen wir mit zwei ausgewählten Warm-ups: 30 Kreise und Kreatives Aikido. Diese Aufwärmmethoden haben sich besonders bei der Entwicklung von Ideen bewährt. Weitere Optionen sind im Internet zu finden, z.B. unter 66+1 Warmup-Poster.

Kreativer Radschlag

Methode
Kreativer Radschlag

Was und wofür?

Beim kreativen Radschlag wird abwechselnd positiv und negativ gedacht. Die Methode basiert auf dem Prinzip der kollektiven Autorenschaft. Indem immer auf die Ideen der anderer Teammitglieder Bezug genommen wird, entsteht eine Sammlung an Ideen, die sich keine Person allein hätte ausdenken können.

Mehrwert

Wenn eine Idee von Mensch zu Mensch weitergegeben wird, kann sie wachsen und sich auf unerwartete Weise verändern. Indem die eigene Vorstellungskraft durch überschwängliche Zustimmung und verheerende Kritik abwechselnd geweitet wird, entstehen erstaunliche und originelle Lösungsansätze. Selbst wenn die einzelnen Ideen komisch oder unmöglich erscheinen, beinhaltet der Kern häufig konzeptuelle Wegweiser, die in eine erfolgversprechende Richtung weisen.


Der kreative Radschlag hat Bezüge zur Kopfstandmethode und Edward de Bonos Provokationstechnik, die in vielen Variationen existiert. Durch mentale Provokationen wird gewohntes Denken aus eingefahrenen Bahnen geworfen und im Gehirn weniger genutzte Synapsen aktiviert.

Kreativer Radschlag

Arbeitsblatt

30 – 45 Minuten

Vorgehen

  1. Teams von maximal fünf Personen formen, die um einen Tisch stehen oder sitzen. Vorlage für jede Person ausdrucken oder auf ein A4-Blatt übertragen. Die Schritte 02 bis 06 still bearbeiten.

  2. Gemeinsam eine „Wie können wir ...“-Frage oder eine Problemstellung auswählen und oben auf das Blatt schreiben. Dazu individuell eine unkonventionelle Lösung überlegen und in Feld A aufschreiben. Blatt im Uhrzeigersinn an Nachbar:in weiterreichen. (5 min)

  3. Lösung durchlesen. Überlegen, welche gemeine Sabotage diese Idee verhindert. Gedanken in Feld B aufschreiben. Blatt im Uhrzeigersinn an Nachbar:in weiterreichen. (5 min)

  4. Lösung und Sabotage durchlesen. Überlegen, wie damit proaktiv umgegangen werden kann, einen Weg finden, um den positiven Vorschlag dennoch umzusetzen. In Feld C aufschreiben. Blatt im Uhrzeigersinn an Nachbar:in weiterreichen. (5 min)

  5. Für Feld D Schritt 03 wiederholen, für Feld E Schritt 04 wiederholen und so weiter.

  6. Letzte Runde: Alle Lösungen durchlesen. Ähnlichkeiten im Feld A/C/E auf Klebezettel notieren. Alle Sabotagen durchlesen. Ähnlichkeiten im Feld B/D/F auf Klebezettel notieren. (10 min)

  7. Klebezettel in der Gruppe laut vorstellen und diskutieren. Übergreifende Gemeinsamkeiten herausarbeiten und das Ideenkonzept aufschreiben.

Ideen-Generator

Methode
Ideen-Generator

Was und wofür?

Im Ideen-Generator wird ein Problem oder eine Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Es werden neun provokative Ansätze genutzt, um weitere oder gänzlich neue Ideen zu entwickeln. So können schnell und umfassend viele überraschende Gedanken formuliert und in Betracht gezogen werden.

Mehrwert

Der Ideen-Generator dehnt das Denken um ein Konzept herum in verschiedene Richtungen aus. Dadurch entstehen Grundlagen für anregende Diskussionen, die den Lösungsansatz stärken. Um das Werkzeug effektiv zu nutzen, sollte der Ausgangspunkt (Konzeptidee aus dem Kreativen Radschlag, Problem oder Vorschlag) übersichtlich dargestellt werden.


Methoden wie der Ideen-Generator sind Abwandlungen des sogenannten morphologischen Kasten, den der Physiker Zwicky in der 1930er Jahren entwickelte. Morphologie bedeutet Verwandlung und wird vornehmlich im Bereich der Untersuchung biologischer Verwandtschaften verwendet.

Ideen-Generator

Arbeitsblatt

45 – 60 Minuten

Vorgehen

  1. Alle Materialien bereit legen und pro Konzeptidee aus dem Kreativen Radschlag eine Vorlage ausdrucken oder kopieren.

  2. Kernkonzept oder Lösungsansatz links oben auf dem Blatt eintragen.

  3. Überlegen, was für dieses Konzept eine normale Regel (Voreinstellungen, Funktionsweise, ...) sein könnte. Annahmen aufschreiben. Beschreibung mit „Das funktioniert ab sofort so, dass …“ beginnen.

  4. Eine vorgeschlagene Provokation auswählen und anwenden. Bezugnehmend zum Konzept überlegen: „Wie funktioniert es jetzt?“. Die neue Regel in der entsprechenden Zeile vermerken.

  5. Durch die Provokation wird ein neuer Aspekt sichtbar. Für die neue Regel überlegen: „Was bedeutet das für die Idee? Wie muss sie ggf. angepasst werden?“. Den neuen Aspekt in der entsprechenden Zeile vermerken.

  6. Schritt 04 und 05 für weitere ausgewählte oder alle Provokationen wiederholen.

  7. Alle neuen Aspekte sichten und überprüfen. Gegebenenfalls Visuelle Abstimmung zur Priorisierung nutzen.

  8. Beste Ideen auswählen. Im Feld oben rechts aufschreiben, um sie im Innovationsprozess weiter zu nutzen. Ergebnisse dokumentieren.