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Rausgehen & Menschen treffen

Gesprächspartner:innen rekrutieren

Schlüsselakteure ansprechen

Mit einer kurzen Beschreibung der Unternehmung und des Zwecks des Gesprächs können wir ein Anschreiben für die Vorgespräche verfassen. Der Schwerpunkt unserer Untersuchung bestimmt, welche und wie viele Personen wir treffen. Unser Fokus liegt dabei grundsätzlich auf den Schlüsselakteuren.

Diversität berücksichtigen

Innerhalb der Schlüsselakteure berücksichtigen wir im Auswahlprozess für unsere Gespräche Personen mit diversen Grundeinstellungen, Lebensumständen, Geschlechtern, Ethnien und Altersgruppen. So kann etwa ein Schlüsselakteur Freiberufliche:r Steuerzahler:in vielfältig ausfallen: offener oder enttäuschter Gesellschaftstyp, Alleinerziehende:r mit zwei Kindern oder kinderlose:r Berufseinsteiger:in, Fremdsprachler:in, Generation Y, Babyboomer und so weiter.

Qualität über Quantität

Statt eine hohe Zahl an Gesprächen zu führen, lohnt es sich, die Gesprächspartner:innen gezielt auszuwählen und die unterschiedlichen Perspektiven gründlich kennenzulernen – möglicherweise auch in mehreren Treffen. Häufig ergeben sich in den Gesprächen neue Kontakte, die zu berücksichtigen sind – dafür sollte ein Zeitpuffer eingeplant werden.

Verbündete einbinden

Bevor wir mit der Rekrutierung der Gesprächspartner:innen beginnen, stimmen wir uns mit Personen oder Organisationen ab, für die unsere Untersuchungsergebnisse nützlich sein können. Wir haben sie in Phase 1 als Mitspieler:innen kartiert.

Partner:innen finden

Speziell wenn wir Menschen treffen möchten, die nicht Teil unseres alltäglichen Umfeldes sind oder z.B. als Empfänger:innen von öffentlichen Leistungen nicht direkt angesprochen werden können, ist es wichtig, mit Partnerorganisationen wie Gewerkschaften, Vereinen oder Einrichtungen für Menschen mit speziellen Bedürfnissen zusammenzuarbeiten. Dabei kommunizieren wir die Notwendigkeit der Gespräche klar und deutlich. Nur so können Außenstehende verstehen, was wir untersuchen und warum wir diese Menschen treffen möchten.

Auf kritische Nachfragen reagieren

Bei der Kontaktaufnahme mit Verbündeten und Partner:innen kann schnell die Frage nach der Sinnhaftigkeit unseres Vorgehens und dem damit verbundenen qualitativen Untersuchungsansatz aufkommen. Dem begegnen wir mit gelassener Offenheit: Quantitative Daten beschreiben, was Menschen tun und wie häufig. Qualitative Erkenntnisse erklären, warum Menschen etwas tun und geben Aufschluss über die jeweiligen Einstellungen und Verhaltensweisen.

Vorgespräche führen

Methode
Vorgespräche führen

Was und wofür?

Durch die Auswahl von Schlüsselakteuren haben wir theoretisch eingegrenzt, wer für den Erkenntnisprozess wichtig erscheint. Im nächsten Schritt geht es um den Abgleich mit der Realität. In einem Vorgespräch können wir entscheiden, ob der Mensch hinter dem Schlüsselakteur uns wirklich weiterhelfen kann. Persönliche Treffen werden so nicht „einfach terminiert”, sondern durch den Kontakt im Vorgespräch individuell angebahnt.

Mehrwert

Vorgespräche sind wichtig, um unsere Gesprächspartner:innen nach Bedeutsamkeit und nicht nach Positionen oder statistischen Messgrößen auszuwählen. Wertvolle Gespräche basieren auf Freiwilligkeit und beiderseitigem Interesse, ein Thema näher zu betrachten.

Vorgespräche führen

Arbeitsblatt

45 – 60 Minuten

Vorgehen

  1. Übersicht der Schlüsselakteure aus der Methode Akteure kartieren zur Hand nehmen und entscheiden, wer durch wen kontaktiert wird. Vorlage zu Vorgespräche führen bereithalten (analog oder besser: digital als Excel-Tabelle).

  2. Zu Beginn kurz und klar die Unternehmung und den Zweck des Gesprächs beschreiben. Je nach Bedarf Anonymität ermöglichen, Umgang mit Daten ansprechen und klären ggf. Einverständniserklärung nutzen.

  3. Gesprächspartner:in bitten, von persönlichen Erfahrungen im Bezug auf das Untersuchungsthema zu berichten. Dabei kurze und offene Fragen verwenden wie: „Können Sie mir von einem Erlebnis im Zusammenhang mit … berichten?“ oder „Warum war diese Erfahrung für Sie so … ?“.

  4. Relevante Berührungspunkte in der Vorlage dokumentieren, um sie in einem längeren Gespräch genauer zu untersuchen. Sicherstellen, dass es sich beiderseitig lohnt, mehr Zeit zu investieren. Falls dies nicht der Fall ist, für das Teilen der persönlichen Geschichte bedanken.

  5. Information notieren und nach Abschluß aller Vorgespräche die interessantesten und vielfältigsten Gesprächspartner:innen im Team auswählen.

Hinweis: Für die ausgewählten Personen eingängige Kürzel (z.B. Initialen der Akteursgruppe + fortlaufende Nummer) vergeben. Diese Kürzel werden bei der Nutzung anderer Methoden verwendet, dienen der Nachvollziehbarkeit und bilden die Grundlage für evidenzbasiertes Arbeiten.

Schlüsselakteuren begegnen

Für die Terminvereinbarung wird entschieden, wer im Team für welche:n Gesprächspartner:in während der gesamten Untersuchungsphase zuständig ist. Bei der Gesprächsvereinbarung können die wichtigsten Informationen aus den Vorgesprächen einbezogen werden.

Gesprächstermin und -ort vereinbaren

Die Gespräche werden zu zweit geführt, um die Dokumentation und anschließende Auswertung zu erleichtern. Es ist wichtig, Termine rechtzeitig, etwa zwei bis vier Wochen vorab, zu vereinbaren. Dafür stellen wir Informationen zum Vorhaben zur Verfügung und klären, wann und wo ein Treffen oder ein Videotelefonat für 45 – 60 Minuten durchgeführt werden kann. Für die Terminvereinbarung verwenden wir die bevorzugte Kommunikationsweise unserer Gesprächspartner:innen.

Verlässlichkeit und Gesprächssituation

Wir richten uns nach den Kalendern unserer Gesprächspartner:innen und verschieben den Termin nur im Notfall. Kurz vor dem Gespräch senden wir eine freundliche Erinnerung. Für das Gespräch wählen wir einen Ort, der einen Bezug zur erkundenden Situation hat. Dort stellen wir eine geschützte und konzentrierte Atmosphäre her, in der unser Gegenüber ehrlich über das Thema sprechen kann.

Checkliste: Gespräch

Am Tag vor dem Treffen:

Am Tag des Treffens:

Hinweis: Mindestens 3 Stunden pro Termin einplanen, um zum Treffpunkt zu gelangen, sich mental auf die Person einzulassen, das Gespräch zu führen und eine erste Dokumentation anzufertigen.

Gespräch dokumentieren

Methode
Gespräch dokumentieren

Was und wofür?

Die Gesprächsdokumentation ist eine Mitschrift, die auf Originalzitaten und Beobachtungen basiert. Auf dieser Grundlage kann im Nachgang eine ­gemeinsame Auswertung erstellt werden, die neben den Gesprächsinhalten auch die Körpersprache und Interaktionen mit der Umgebung einbezieht.

Mehrwert

Durch die Dokumentation der Situation vor, während und nach dem Gespräch können wir Aspekte entdecken, die häufig übersehen werden. Unwichtig erscheinende Informationen gewinnen an Relevanz, wenn sie im Zusammenhang betrachtet werden können. Außerdem sind Visualisierungen erfahrungsgemäß immer eine Bereicherung!


Im Bezug auf das Gespräch sind prägnante Kombinationen von Aussage, Körpersprache und Tonfall besonders interessant. Untersuchungen im tatsächlichen Kontext sind bemerkenswert effektiv, da sie Beobachtungsmöglichkeiten bieten, die selbst die kontroversesten und komplexesten Fragen leichter verständlich machen.

Gespräch dokumentieren

Arbeitsblatt

60 – 90 Minuten

Vorgehen

  1. Vor, während und nach dem Gespräch als Tandem arbeiten. Pro Gespräch Ordner oder Mappe mit allen notwendigen Materialien vorbereiten.

  2. Den Weg zum Gespräch nutzen, um sich zu sensibilisieren und den Ort des Geschehens mit allen Sinnen wahrnehmen. Umfeldeindrücke notieren.

  3. Pro Gespräch Rollen definieren: eine Person führt das Gespräch und stellt Fragen, die andere Person notiert das Gesagte möglichst in Originalzitaten und hält Eindrücke fest.

  4. Gespräch mit einer kurzen Vorstellung beginnen und dem Gegenüber die Rollenverteilung erläutern. An die Einverständniserklärung bzw. Aufnahme denken, auf Anonymisierung hinweisen. Offenheit herstellen.

  5. Während des Gesprächs als Tandem je auf Körpersprache, Mimik, Tonfall und Wortwahl achten. Tiefliegende Gedanken und Einstellungen, sowie Emotionen und Bedürfnisse können nur durch sorgfältige Beobachtung abgeleitet werden.

  6. Fragesteller:in gibt der protokollierenden Person zwischen den Gesprächsabschnitten die Gelegenheit, kurze Verständnisfragen einzubringen.

  7. Direkt im Anschluss gemeinsam die Vorlage ausfüllen. Jetzt ist das Erlebte am präsentesten. Die Person, die mitgeschrieben hat, teilt ihre Eindrücke, während Fragesteller:in die Vorlage ausfüllt.