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Potenziale eingrenzen

Gestaltungsräume eröffnen

Die Wissensgenese in Innovationsprozessen durchläuft mehrere Stadien. Um den Raum Richtung Lösung zu öffnen, ist es notwendig, unsere Sondierungen nochmals zu verfeinern. Das kann sich stellenweise anfühlen, als ob wir durch ein Nadelöhr gehen. Es existieren verschiedene Vorgehensweisen, um Innovationspotenziale einzugrenzen. Was sie alle verbindet, ist die Mischung aus enormer Denkarbeit und vorausschauender Intuition.

Möglichkeiten identifizieren

Herausgearbeitete Bedürfnisse und Hindernisse können wir mit dem Potenzialbaukasten in verschiedenen Erkenntnisebenen verorten und analysieren. Das ermöglicht den Aufbau von Argumentationsketten, die uns den Zugang zu Potenzialen für systemische Verbesserung erleichtern. Dabei reicht das Spektrum von absehbaren Ergebnissen bis hin zu nachhaltigen Wirkungen.

Vom Status Quo zum nützlichen Prinzip

Wenn wir erkennen, was den Status Quo bedingt, können wir dieses Wissen nutzen, um ein oder mehrere nützliche Prinzipien zu ermitteln. Diese Prinzipien können Herangehensweisen offenbaren, die als Schlüssel für wirksame Veränderungen förderlich sind. In unserer Unternehmung ebnen wir den Weg zur Lösung durch ambitionierte Fragestellungen. In der Innovationsarbeit sind Fragetechniken etablierte Werkzeuge, um Herausforderungen auf den Punkt zu bringen und den Lösungsraum abzustecken. Richtig gute Fragen sind der Ausgangspunkt, um in neuen Perspektiven zu denken.

Fragen als Denkhaltung

Für unsere „Wie können wir ...“-Fragen sind zwei Aspekte entscheidend: der Fokus auf das zu bearbeitende Problem und eine Lösungsspur, die uns motiviert, etwas zu entwickeln, auf das wir bisher keine Antwort haben. Dabei ziehen wir unterschiedliche Versionen in Betracht, um Fragestellungen zu formulieren, die unser bisheriges Wissen gekonnt bündeln:

Potenzialbaukasten

Methode
Potenzialbaukasten

Was und wofür?

Der Potenzialbaukasten unterstützt die differenzierte Weiterbearbeitung von Bedürfnissen und Hindernissen. Durch die Unterscheidung in verschiedene Erkenntnisebenen, können systemische Muster und Potenziale für Innovationen erkannt werden.

Mehrwert

Die Analyse von erstrebenswerten Zuständen und hindernden Faktoren eröffnet Perspektiven, die häufig implizit bleiben. Sobald die strukturelle Ebene deutlich wird, lassen sich nützliche Prinzipien ableiten. Sie weisen auf Veränderungspotenziale hin, die als Schlüssel zur Lösung dienen können.


Laut Innovationsforscher K. Dorst, liegt die zentrale Herausforderung von Innovationsprozessen darin, von den Konsequenzen und Effekten, zurück zu den Ursachen zu denken. Deshalb ist das Herauskristallisieren der Art und Weise, wie Dinge funktionieren oder eingesetzt werden essentiell, um innovationsverhindernde Logiken zu erkennen.

Potenzialbaukasten

Arbeitsblatt

60 – 180 Minuten

Vorgehen

  1. Vorlage mit Ebenen und Feldern groß übertragen.

Hinweis: Es ist sinnvoll, bei der Bearbeitung die Beschreibungen laut zu lesen und die Erkenntnisse bzw. Antworten gemeinsam zuzuordnen und auszuformulieren.

  1. Ein prägnantes Paar aus dem Bedürfnis-Hindernis-Filter auswählen.

  2. Mit den erstrebenswerten Zuständen beginnen. Das Bedürfnis zunächst in der individuellen Erkenntnisebene platzieren. Diskutieren, ob es auf die Beschreibung zutrifft. Wenn nicht, den Klebezettel in die funktionale oder strukturelle Erkenntnisebene bewegen und entscheiden, in welcher der Ebenen er am besten zu verorten ist. Darauf aufbauend die beiden verbleibenden Feldbeschreibungen nochmals lesen. Adäquate Inhalte ableiten und notieren.

  3. Das Vorgehen aus 03 für die hindernden Faktoren wiederholen.

  4. Wenn die Felder der drei Erkenntnisebenen auf beiden Seiten befüllt sind, die strukturelle Ebene fokussieren und den Bereich nützliches Prinzip bearbeiten. Den drei Schritten zur Ermittlung des Prinzips folgen und wesentliche Aspekte gemeinsam formulieren und notieren.

  5. Ergebnisse dieser Runde zusammenhängend als Baukasten sichern. Sie dienen als Arbeitsgrundlage zur Erstellung der „Wie können wir ...“-Fragen.

  6. Für die Bearbeitung weiterer Bedürfnis-Hindernis-Paare 02 bis 06 wiederholen.

„Wie können wir...“­-Fragen

Methode
„Wie können wir ...“­-Fragen

Was und wofür?

„Wie können wir ...“-Fragen bündeln gewonnene Erkenntnisse, indem erstrebenswerte Zustände und verhindernde Faktoren in einer offenen Frage sinnvoll kombiniert werden. Mit ihrer einfachen und flexiblen Struktur weisen sie in die Richtung von Lösungs­ansätzen, ohne sie vorzugeben.

Mehrwert

WKW-Fragen stärken die individuelle und kollektive Problemlösungskompetenz. Ihr herausfordernder Charakter regt die Entwicklung von vielzähligen Ideen an, die ein gemeinsames Ziel anvisieren und weniger offensichtlich sind.


„Wie können wir…“-Fragen können als lösungsorientierte Denkhaltung verstanden werden. Dieser Satzanfang ermöglicht es, Herausforderungen konstruktiv zu benennen und mit dem Fokus auf die Sache zu bearbeiten. Sie werden meist für die Formulierung einer richtungsweisenden Problemhypothese angewandt. Sie können jedoch an unterschiedlichen Stellen im Innovationsprozess zum Einsatz kommen. Beispielsweise als Leitfrage, bevor Kontakt mit Schlüsselakteuren besteht oder auch als Provokation, um besonders verrückte Ideen zu entwickeln.

„Wie können wir ...“­-Fragen

Arbeitsblatt

60 – 120 Minuten

Vorgehen

  1. Vorlage groß übertragen. Alle Erkenntnisse aus dem Potenzialbaukasten bereitlegen. Bei mehreren Potenzialbaukästen die Felder I+ bis S- und ggf. N+ einzeln abgleichen, um übergreifende Aspekte zu identifizieren und damit weiterzuarbeiten.

  2. Einen erstrebenswerten Zustand auswählen und in die mittige Spalte hängen. Die damit verbundenen Akteure oder Akteursgruppen auf Klebezetteln in der linken Spalte vermerken.

  3. Neben den ausgewählten erstrebenswerten Zustand verschiedene hindernde Faktoren in der rechten Spalte zuordnen und ausprobieren, welche Kombinationen spannend sind. Was gehört zusammen? Nach Trial & Error Prinzip vorgehen. „Wie können wir WEM ermöglichen, WAS zu tun, OHNE dass ...“ mehrmals laut aussprechen und so anpassen, dass daraus eine runde Fragestellung entsteht. Erst dann notieren.

Check: Enthält die Frage bereits eine spezifische Lösung? Ist die Frage zu abstrakt und ohne Richtung? Falls ja, dann neue Kombinationen suchen.

  1. Nach eigenem Ermessen Schritte 02 und 03 mehrmals wiederholen. Alle sinnvollen Varianten dokumentieren und mit etwas Abstand nochmals betrachten und verfeinern. Nicht kombinierbare Elemente können später im Prozess, z.B. bei der Ideenfindung, einbezogen werden.

Joker: Falls vorab ein nützliches Prinzip identifiziert wurde, kann die Variante „Wie können wir WEM ermöglichen, WAS zu tun, INDEM…“ angewandt werden.