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Erkenntnisse formulieren

Relevante Informationen filtern

In mehreren Gesprächen mit einer Dauer von 45 – 60 Minuten kommen eine Menge Informationen zusammen. Nachdem alle Teammitglieder verschiedene Schlüsselakteure gesprochen haben, strukturieren wir unsere Untersuchungsergebnisse mit Hilfe der Methode Individuelle Gesprächsauswertung.

Reibungen aufzeigen

Unsere Gesprächsdokumentationen enthalten qualitative Daten, die vielfältiges und möglicherweise auch irrationales Verhalten widerspiegeln. Wichtige Erkenntnisse sind oft mitten in den Erfahrungen, Wahrnehmungen oder Eindrücken unserer Gesprächspartner:innen zu finden. Besondere Relevanz für die Lösungssuche haben Aussagen, die im Bezug auf unsere Problemstellung überraschend, emotional oder gegensätzlich sind.

Motivationen verstehen

Unsere Auswertung basiert auf der Suche nach den Ursachen für bestimmte Einstellungen, Gefühle oder Verhaltensweisen. Warum ist für unsere Schlüsselakteure etwas so, wie sie es wahrnehmen? Erst, wenn wir die Beweggründe hinter den Handlungen verstehen, können wir Ansätze für eine Veränderung identifizieren. Diese Erkenntnisse sind der Schlüssel für tatsächliche Innovationen. Das Analysieren und Interpretieren von übergreifenden Kernaspekten ist eine Gruppenanstrengung, weshalb wir die interessantesten Resultate der Einzelauswertungen im Team teilen und weiterführend gemeinsam bearbeiten.

Überschneidungen entdecken

Die Erkenntnisse aus den Einzelgesprächen werden im Bedürfnis-Hindernis-Filter in erstrebenswerte und verhindernde Aspekte unterschieden. Innerhalb dieser Felder gewinnen ähnliche Aspekte an Bedeutung und Muster werden durch Gruppierungen sichtbar. Aus dieser Sammlung von Bedürfnissen und Hindernissen lassen sich Paare kombinieren, die sich gegenseitig bedingen und für unsere Unternehmung einen wegweisenden Sinnzusammenhang ergeben.

Plausibilität sicherstellen

Um in dieser Arbeitsphase den Überblick zu behalten, braucht es eine konsistente Kennzeichnung der gesammelten Daten. Die vergebenen Kürzel sollten aufeinander aufbauen und stringent verwendet werden, um die Nachvollziehbarkeit für Entscheidungsträger:innen abzusichern und im weiteren Prozessverlauf die Verbindung zu den Schlüsselakteuren zu gewährleisten. Zum Abschluss können wir die Denkfehler-Kontrolle nutzen, um verzerrte Schlussfolgerungen aufzudecken und Folgefehler zu vermeiden.

Individuelle Gesprächsauswertung

Methode
Individuelle Gesprächsauswertung

Was und wofür?

Das Analysieren von Informationen ist Teamarbeit und zielt darauf ab, die Fülle der vorhandenen qualitativen Daten überblickbar und bearbeitbar zu machen. Pro Einzelgespräch werden Schlüsselaspekte herausgearbeitet.

Mehrwert

Der Rahmen, in welchem die Inhalte aus den Gesprächen fließen, ist flexibel anpassbar. Alle Team­mitglieder sind eingeladen ihn so zu befüllen, dass nicht nur das Offensichtliche beschrieben, sondern auch das Dahinterliegende erkannt wird.


Anstatt Hypothesen zu belegen oder ein Abbild der sozialen Welt zu erschaffen, wird nah an der Realität der Schlüsselakteure gearbeitet. Das ist wichtig, um eine Lösung zu entwickeln, die in ihrer Realität von Bedeutung ist und zu einer Verbesserung beiträgt. Die Praxis im Bereich der sogenannten Synthese entwickelt sich stetig weiter und es gibt unzählige Möglichkeiten von den Erfahrungen der Schlüsselakteure zu berichten und diese gemeinsam zu interpretieren.

Individuelle Gesprächsauswertung

Arbeitsblatt

60 – 90 Minuten

Vorgehen

  1. Alle Informationen eines Gespräches bereit legen. Ein Zitat bzw. einen Aspekt pro Klebezettel notieren. Dabei Kernaussagen und Beobachtungen wählen, die besonders überraschend, emotional oder widersprüchlich erscheinen:
  • Was waren besonders positive oder negative Wahrnehmungen?

  • Was motiviert oder behindert?

  • Welche Konflikte oder Abhängigkeiten bestehen?

  • Was sind Interessen und Ziele?

  • Was sind Ängste oder Faktoren, die das Verhalten einschränken?

  1. Pro Einzelgespräch die Vorlage groß übertragen. Kurz und bündig erzählen, was auf den Klebezetteln steht. Zettel intuitiv neben eines der vier Felder in den äußeren Teil der Vorlage (Parkplatz) kleben.

  2. Sobald alle Klebezettel im Parkplatz versammelt wurden, nach Mustern suchen. Im Team diskutieren, welche Zettel zusammengehören und ähnliche Aspekte im inneren Teil der Felder gruppieren. Einzelne Zettel zu Bereichen verdichten, in denen die Zettelinhalte miteinander in Beziehung stehen.

  3. Inhalte der Schnittmengen in eigenen Worten zusammenfassen und auf neuen Klebezetteln notieren. Diese eigenen Formulierungen sind unsere Erkenntnisse. Darauf das Akteurskürzel vermerken und um den Anfangsbuchstaben des Feldes (M, L, F, G) erweitern. Diese Zettel in den zentralen Kreis kleben.

  4. Alles dokumentieren und die zentralen Erkenntnisse aus den Einzelgesprächen gut aufbewahren, um damit im Bedürfnis-Hindernis-Filter weiterzuarbeiten.

Bedürfnis-Hindernis-Filter

Methode
Bedürfnis-Hindernis-Filter

Was und wofür?

Mit dem Filter werden alle Erkenntnisse der Einzelgespräche in Bedürfnisse und Hindernisse unterteilt. Wiederholte Aussagen werden zu Bedeutungsmustern verdichtet. Im Ergebnis lassen sich Paare kombinieren, die für unsere Unternehmung wegweisend sind.

Mehrwert

Selbst bei wenigen Vorkenntnissen bietet diese Methode eine hochwertige und verlässliche Basis, um Beweggründe und Hemmnisse zu identifizieren, die miteinander in Beziehung stehen.


Bedürfnisse und Hindernisse haben Einfluss darauf, wie motiviert Menschen etwas tun. Motivation bezeichnet die Gesamtheit aller intrinsischen und extrinsischen Beweggründe, die zur Handlungsbereitschaft führen, um sich zielstrebig zu verhalten. Motivationstheorien finden umfangreich Anwendung, um soziale Beziehungen zu untersuchen. Besonders im Kontext der Arbeits- und Organisationspsychologie sind sie für die öffentliche Verwaltung von Bedeutung.

Bedürfnis-Hindernis-Filter

Arbeitsblatt

90 - 120 Minuten

Vorgehen

  1. Vorlage groß übertragen. Alle Erkenntnisse aus den individuellen Gesprächsauswertungen im Parkplatz sammeln.

  2. Einzelne Aspekte sichten und anhand der Impulsfragen in Bedürfnisse und Hindernisse unterscheiden. Den Schlüsselakteuren entsprechend in Feld A, B, C oder D einordnen.

  3. Erkenntnisse verdichten. Dazu in Feld A bei den Bedürfnissen der Betroffenen starten. Nach ähnlichen Aspekten suchen und diese gruppieren. Was ist der gemeinsame Nenner? Den Kernaspekt mit eigenen Worten formulieren. Auf einem Klebezettel notieren. Herkunft durch entsprechendes Kürzel vermerken und in den inneren Bereich des Feldes hängen. Tipp: Mit der Denkfehler-Kontrolle auf Konsistenz prüfen und bei Bedarf anpassen.

  4. Arbeitsschritt 03 für Feld B wiederholen.

  5. Kernaspekte aus Feld A und Feld B gemeinsam betrachten und nach Kombinationen suchen. Welches Bedürfnis passt mit welchem Hindernis am ehesten zusammen? Es gibt mehrere Paarungen, die passen können. Was verursacht die meisten Schwierigkeiten? Sich auf die 1-3 relevantesten Paare verständigen und in die Mitte hängen.

  6. Arbeitsschritte 03 – 05 für Feld C und Feld D wiederholen.

  7. Ergebnisse dokumentieren. Bedürfnis-Hindernis-Paare als Zwischenergebnisse gut aufbewahren. Sie werden benötigt, um damit im Potenzialbaukasten weiter zu arbeiten.

Hinweis: Manche Erkenntnisse lassen sich ggf. nicht paaren und weisen auf weiterführende Untersuchungsfragen hin.

Denkfehler-Kontrolle

Denkfehler-Kontrolle

Arbeitsblatt